Meine Meldung des Tages 4

  • Kurzum: Da Mitgliedschaft/Unterstützung dieser Organisation inkompatibel mit dem katholischen Glauben seien, werden Mitglieder/Unterstützer exkommuniziert. Nun stellt sich die Frage: Ist eine Nazi-Ideologie kompatibel mit dem katholischen Glauben? Wenn nein - wo bleibt denn da die Exkommunikation?

    Nimm doch einfach mal das Gesetz ernst, das du kritisierst ;) Gegen welchen Paragraphen verstößt denn die Leugnung des Holocausts? Wo wird das Kirchrecht gebrochen? ME gar nicht. Hier wird das Kirchenrecht genauso gebrochen wie wie das Verkehrsrecht gebrochen wird, wenn ich zu einen Nazi-Konzert führe - gar nicht.

    Was machen die CtA-Leute? Sie wollen Frauen weihen und tun das meines Wissens mittlerweile auch: ein glasklarer Verstoss gegen das Kirchenrecht. Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen und unterstellst dann Willkür. Dass es hier nich um rechts oder links, sondern um einen Bruch des Kirchenrechts geht, sieht man z.B. an den Nonnen aus Little Rock, die exkommuniziert wurden, weil sie zusätzlich einer Sekte angehören, deren Leiterin (?) glaubt, die Wiedergeborene Jungfrau Maria zu sein. Glasklarer Verstoss gegen das Kirchenrecht - Exkommunikation.

    Das mag für dich Jacke wie Hose sein, aus juristischer Sicht ist es das nicht.

    Ich bin kein Katholik. Sprich: Ich unterwerfe mich nicht irrationalen und sehr willkürlichen Dogmen. Aber ja, wenn ich auf die Schnapsidee käme, das doch zu tun, dann würde ich mich freilich auch ebenso irrational und willkürlich bestrafen lassen. You've got to eat your cake :ja:
    ...

    Das klingt lustig, riecht aber eigntlich nur nach antiklerikalen Klischees. Erstens behauptest du eine Irrationalität, belegst mit dem CtA-Beispiel das Gegenteil. Zweitens müsstest du dich gar keiner besonderen Willkür unterwerfen, denn dass man nicht wegen etwas verurteilt werden kann, was nicht zur Debatte steht, gilt auch in der kath. Kirche und Williamson beweist das. Seine Leugnung des Holocausts hat nichts mit dem Vergehen zu tun, das ihm den Rauswurf brachte. Und wenn die CtA-Leute wieder auf den Kirchenkurs einschwenken, steht ihnen der Weg zurück offen, egal ob sie Pol Pot für einen Schlächter oder Märchenonkel halten.

    Ach komm #2 ... das kannst du nicht ernst meinen ...

    Doch, allein schon weil es verdammt unhöflich ist, so arrogant von oben herab zu dozieren. Was GENAU meinst du damit?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • So sehr es mich ankotzt, muss ich Derek leider* Recht geben: Du kannst niemanden sanktionieren, wenn dieser Fall im jeweiligen Recht nicht vorgesehen ist. Ein ganz blödes und plattes Beispiel: Wenn der Olymp jemanden aus dem Board schmeißen würde, aufgrund eines Vorfalls, der in den "Geboten" nicht geregelt ist, dann würde es zu Recht Kritik hageln. Und so sieht es in der katholischen Kirche aus - die nunmal leider nicht das deutsche Recht zur Grundlage hat.

    * nicht wegen Derek, sondern wegen der Sache

    Wenn ein im Schlaf gedraftretes Team besser ist als alle anderen, wird es Zeit der Realität ins Auge zu blicken...

    Helft dem NFL-Talk

  • Auch wenn Derek das Gegenteil suggeriert: Das ist er sehr wohl. Er wird bloß nicht geahndet. Dass die katholische Kirche lieber jemanden dafür exkommuniziert, dass er eine Person mit Brüsten zum Priester weiht, anstatt jemanden, der menschenverachtende Ideologien propagiert, ist nunmal nicht dem juristischen Händegebundensein geschuldet. Was ja überhaupt erst der Grund für diese ganze Diskussion ist.

    Es ist einer gängigen Rechtspraxis geschuldet, die nach Ansicht der Kritiker durch Willkür gebrochen werden soll. Denn die offensichtliche Nicht-Exkommunikation von allem möglichen Leuten, deren Haltungen und Handlungsweise nicht mit der kath. Kirche vereinbar sind, zeigt, dass hier eben nicht willkürlich vorgegangen wird, sondern nach dem bereits oben von mir erwähnten Prinzip, dass "politische Ansichten nach römisch-katholischer Auffassung weder Bedingung noch Hindernis für die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche darstellen [können]." Aber für Williamson soll jetzt was gelten, was sonst nicht gilt.

    Die Weihe von Priesterinnen, wiedergeborene Marias oder Abendmahle a la Hasenhüttel sind nun ganz offensichtliche Rechtsbrüche und deren Bestrafung genauso konsequent wie die Nichtbestrafung der ersten Gruppe.

    Natürlich hätte der Papst anders handeln können. Er hätte abwarten können, bis sich das Problem Williamsons sich auf natürlich Art löst. Nur wäre das doch nur ein Drücken vor der eigentlichen Frage gewesen, nämlich ob so ein Mann Mitglied in der kath. Kirche sein darf. Wenn man das Prinzip vertritt, dass politische Ansichten eben kein Hinderungsgrund sein dürfen, dann ist die Antwort ja.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Das Problem ist, dass die "gängige Rechtspraxis" selbst vollkommen willkürlich ist, mithin das gesammelte Kirchenrecht der Römisch-Katholischen Kirche. Es ist nunmal ein bisschen abstrus, den Kritikern Willkür vorzuwerfen, wenn das kritisierte System vollkommen willkürlich ist.

    Eine Behauptung, die du seit Seiten mit keinem Beispiel unterfütterst, nicht mal vernünftig illustrierst. Denn wenn du attestierst, dass bestimmt Vergehen konsequent bestraft werden und andere nicht, ist das offensichtlich ein Beweis für keine vollkommene Willkür, sondern für die Existenz von Regeln, an die sich die Kirche hält.


    Keineswegs. Der Ausschluss aus der katholischen Kirche ist überhaupt nicht möglich, weshalb auch dein Zitat nicht greift.

    Sorry, aber diesen Beiträg würde ich gerne für einen Zitronen-Award nominieren. Ja, man kann nicht aus der katholischen Kirche ausgeschlossen werden. OMG, ich habe mich an dem orientiert, was üblicherweise unter Exkommunikation verstanden wird - auch wenn das natürlich nicht ganz korrekt ist. Nur ändert das nichts an der Aussage des Zitats, das sehr wohl greift: Die Exkommunikation kann nicht an politischen Meinungen hängen. Im bezug Williamson wurde explizit gesagt, dass die politischen Ansichten für die Aufhebung der Exkommunikation absolut irrelevant seien.


    Ich finde es ja spannend, dass du den Rechtsbruch als tatsächlich geahndete Tat konstituierst und nicht als ... nunja ... Rechtsbruch.

    Was auch völlig vernünftig ist, wie jeder, der bei rot über die Ampel geht, dir bestätigen kann. Denn auch da wird seitens der Polizei offensichtlich "willkürlich" nicht eingegriffen, obwohl das Gesetz (das auf willkürlichen Setzungen basiert) das hergibt. Ja, die Praxis kann definieren was tatsächlich ein Rechtsbruch ist und was nicht. Das Gewohnheitsrecht basiert darauf.


    Die bloße Tatsache, dass die katholische Kirche lediglich just die Delikte ahndet, die zufälligerweise die Institution selbst betreffen, ist eben kein Beleg dafür, dass der Rest keinen Rechtsbruch darstellt. Es ist höchstens ein Beleg dafür, mit welcher Willkür das Kirchenrecht de facto angewendet wird.

    Da rate ich doch wie im Rest des Lebens auch: Wenn etwas regelmäßig passiert, würde ich da nicht dem Zufall die Schuld geben, sondern von System reden. Offensichtlich gibt es klare Kriterien dafür was bestraft wird und was nicht: politische Ansichten nicht, Vergehen gegen die Institution oder die Lehre schon. Dafür ist das Kirchenrecht nach Ansicht derer, die dafür zuständig sind, gedacht. Du interpretierst da etwas in das Recht hinein, was nicht Sinn der Sache ist und beklagst dann, dass dieser Interpretation nicht gefolgt wird. Super Sache.

    Das Recht natürlich auch willkürlich ausgelegt wird, ist übrigens eine Banalität, wie jedes Verfassungsgerichtsurteil mit Minderheitenvotum beweist. Da jetzt der kath. Kirche irgendeinen besonderen Strick draus zu drehen, finde ich merkwürdig.

    Again: Diese Frage hat sich nie gestellt.

    Diese Frage wurde nicht gestellt, weil Leute gerne die falschen Fragen stellen. Wenn man mal anerkennt, dass es gängige Praxis ist, dass politische Ansichten für Fragen der Exkommunikation irrelevant sind, entlastet das erstmal den Papst, weil er sich zunächst einmal an die Spielregeln hielt. Dann kann man natürlich die Regel selbst in Frage stellen und sich überlegen, ob es nicht gute Gründe gibt, politische Ansichten raus zu halten. Die kath. Kirche sagt ja, weil es für sie wichtigere Ziele gibt und man dafür manchmal auch so eine eklige Kröte wie Williamson schlucken muss. Genau das machen Staaten, in denen das Leugenen des Holocausts nicht unter Strafe steht, auch.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (10. Februar 2009 um 06:25)

  • Das hier hinterläßt auch eine gewisse Fassungslosigkeit bei mir

    kann ich nur zustimmen, einfach nur furchtbar,

    waren hohlmaier oder handerthauer nicht frei? :jeck: schade daß man nicht prof. kirchhof reanimiert hat :tongue2:

    Einmal editiert, zuletzt von Serienjunkie (10. Februar 2009 um 07:33)

  • wer hätte den sonst minister werden sollen?
    ich möchte nicht wissen, was los wäre, wenn söder das amt bekommen hätte ;)
    die csu hat zurzeit einfach nicht so viele leute zur auswahl... mit gutenberg hat man immerhin einen kompetenten und seriös wirkenden gewählt. ob er durch das amt weiter wächst oder daran scheitert, wird man sehen. auf jeden fall gab es keinen anderen.

  • Eine Behauptung, die du seit Seiten mit keinem Beispiel unterfütterst, nicht mal vernünftig illustrierst. Denn wenn du attestierst, dass bestimmt Vergehen konsequent bestraft werden und andere nicht, ist das offensichtlich ein Beweis für keine vollkommene Willkür, sondern für die Existenz von Regeln, an die sich die Kirche hält.

    Aha. Formal logisch extrahiere ich also aus Deiner Antwort: Es gibt Vergehen, die von der Kirche sanktioniert werden, und solche, bei denen es die Kirche nicht tut. Als Begründung für diese ungleiche Behandlung verweist auf Du auf die Existenz von Regeln. Mich treibt dann noch lediglich die Frage um, warum die nicht sanktionierten laut Deiner Definition auch Vergehen sein sollen.

    So sehr Du Dich auf die Hinterbeine stellst, aber das ist klassische Willkür. :xywave:

    Zitat

    Nur ändert das nichts an der Aussage des Zitats, das sehr wohl greift: Die Exkommunikation kann nicht an politischen Meinungen hängen. Im bezug Williamson wurde explizit gesagt, dass die politischen Ansichten für die Aufhebung der Exkommunikation absolut irrelevant seien.

    Das Zitat gibt Deinen Kausalschluss zwar nicht mal im Ansatz her, aber geschenkt. Viel interessanter finde ich, dass man auch explizit gesagt hat, man wisse nicht um Williamsons Holocaust-Leugnung. Und das erscheint mir, angesichts eines rechthaberischen Kontrollfreaks wie Ratzinger, ähnlich plausibel wie eine Jungfrau-Maria-Sichtung in Castrop-Rauxel.

    Mal für den Bruchteil eines Augenblicks angenommen, Du hättest umfassend Recht, so hätte allerdings für Ratzinger trotzdem jederzeit die Möglichkeit bestanden, auf Basis von "Ferendae sententiae", unter Anbetracht der Holocaust-Leugnung, eine erneute Exkommunikation aufgrund der Schädigung der Kirche in der Öffentlichkeit auszusprechen.

    Ach, und nochwas: Die Leugnung des Holocaustes als "politische Meinung" zu euphemisieren finde ich - mit Verlaub - dreist bis unverantwortlich deinerseits.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Ach, und nochwas #2 (Danke Wendigo :D)

    Zitat


    Was auch völlig vernünftig ist, wie jeder, der bei rot über die Ampel geht, dir bestätigen kann. Denn auch da wird seitens der Polizei offensichtlich "willkürlich" nicht eingegriffen, obwohl das Gesetz (das auf willkürlichen Setzungen basiert) das hergibt. Ja, die Praxis kann definieren was tatsächlich ein Rechtsbruch ist und was nicht. Das Gewohnheitsrecht basiert darauf.

    Seltsam. Ich habe dafür schon ein Knöllchen bekommen. Such Dir mal bessere Beispiele. :xywave:

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  • Ist nicht der eigentliche Skandal das seine Exkommunikation aufgehoben wurde und nicht seine nicht erneute Exkommunikation? Ich denke das muss man bei dieser Sache auf jeden Fall mit einbeziehen. Es handelt sich hier nicht um einen normalen Katholiken der "falsche" politische Ansichten öffentlich und auch in seinen Messen(wikipedia) geäussert hat, sondern um einen "begnadigten" der auf Bewährung wieder aufgenommen worden ist in die Glaubensgemeinschaft.

    Was man bei der ganzen Geschichte auch nicht aussen vor lassen darf ist das der Holocaust nunmal eine andere grosse Glaubensgemeinschaft betrifft welche er hier diffamiert. Und zwar eine Glaubensrichtung mit dessen Annäherung die Katholiken sich die letzten Jahre grosse Mühe gegeben haben.

    Deswegen würde ich seine Äusserung nichtmal als "politisch" bezeichnen sondern ihm da durchaus einen religiösen Hintergrund(Judenhass) unterstellen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Gonzales (10. Februar 2009 um 10:54)

  • Das Lustige - oder vielleicht passender: Obszöne - an dieser Argumentation in just diesem Kontext ist ja, dass man mit der gleichen Logik auch prima die diversen NS-Urteile oder einen Großteil der NS-Verbrechen apologieren kann ... hey, es war schließlich gängige Rechtspraxis im System, dass "Verschwörer" umgebracht und Gewalt gegen Juden allenthalben akzeptiert wurde. Da kann man den zuständigen Richtern oder Tätern jetzt ja keinen Strick draus drehen ...

    Das könnte man auch für Opfer der Inquisition formulieren. Und selbst da kann man leicht erkennen, dass das System, welches laut Derek sich ja seit 2000 Jahren logisch entwickelt und quasi unverrückbar ist, als solches willkürlich funktioniert, wenn nämlich beispielsweise die Spanier Hexenverbrennungen ablehnten, während in unseren kuscheligen Gefilden schon rote Haare ausgereicht haben, um zumindest unter den Verdacht der Häresie zu geraten und mit ein wenig Pech, unter ausdrücklicher Billigung und mit Unterstützung des lokalen Popen, verdammt heiße Füße verabreicht zu bekommen.

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  • wer hätte den sonst minister werden sollen?
    ich möchte nicht wissen, was los wäre, wenn söder das amt bekommen hätte ;)
    die csu hat zurzeit einfach nicht so viele leute zur auswahl...

    Ich bin nun wirklich kein Intimkenner der CSU, aber was hat denn gegen diesen Fahrenschon gesprochen, der vor der Entscheidung für Guttenberg als aussichtsreicher (und anerkannt fähiger) Kandidat gehandelt wurde?:paelzer:

  • Williamson soll nur einmal nach Deutschland oder Österreich kommen, wo die Leugnung des Holocausts ein Verbrechen ist. Er würde wohl schon am Flughafen verhaftet werden.

    Edit: Dürfte Benedikt Williamson eigentlich seinen Bischofsrang wegnehmen, oder ist sowas im Kirchen"recht" nicht vorgesehen?

    Einmal editiert, zuletzt von Takeshi (10. Februar 2009 um 17:12)

  • Williamson soll nur einmal nach Deutschland oder Österreich kommen, wo die Leugnung des Holocausts ein Verbrechen ist. Er würde wohl schon am Flughafen verhaftet werden.

    Edit: Dürfte Benedikt Williamson eigentlich seinen Bischofsrang wegnehmen, oder ist sowas im Kirchen"recht" nicht vorgesehen?

    Gegen Williamson wird doch bereits seitens der Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt?

    Zum Edit: Im Prinzip darf der Papst (und nur der) einen Bischof des Amtes entheben, allerdings ist, soweit ich es verfolgt habe, Williamson ja kein offizieller Bischof, da er ja nicht vom Papst (in diesem Falle ja JP2) geweiht wurde, und somit nach Kirchenrecht "nur" Pfarrer.

    Finally, the fat Lady has sung...

  • Oh mein Gott - da bin ich zwei Tage nicht hier und schon ist eine Lawine losgetreten.
    Es ist sehr schwierig auf all die Argumente einzeln einzugehen, aber bei der gesamten Geschichte darf man einiges nicht vergessen: die Kirche, und besonders die Katholische, ist kein politisches System oder ein Verein, sie tickt ganz anders und die hier diskutierten Entscheidungen haben eine sehr komplizierte Verwurzelung im Kirchenrecht und der sehr langen Tradition der Kirche, die für die Katholische Kirche min. genauso wichtig ist wie dir Heilige Schrift.

    Dass der Papst es auch nicht toll findet, dass es unter den Katholiken rechtsextreme Idioten gibt, darf man als sicher annehmen. Rechtsextrimismus ist sehr schlimm, die Holocaust-Leugnung auch, aber beides sind (leider) keine Gründe für eine Exkommunikation als Tatstrafe. Sie wären aber Gründe für eine Exkommunikation als Beugestrafe. Diese Form der Exkommunikation kann der Papst nicht ausüben, weil Williamson noch exkommuniziert war und das aus anderen Gründen, es handelte sich um die erstere Form der Exkommunikation.

    Ich weiß, es ist recht kompliziert, aber so ist es nun mal und hier ist es eben sehr wichtig, möglichst gut Bescheid zu wissen.

    Der Beweggrund für den Papst, die Exkommunikation aufzuheben hat zwei Gesichter: zum einen ruderte die Pius-Bruderschaft zurück, der Papst musste daher die Exkommunikation aufheben, da er dazu verpflichtet ist, wenn der Grund der Exkommunikation nicht mehr besteht oder wieder gut gemacht wurde.
    Zum anderen entstand durch die Pius-Bruderschaft etwas seltsames und äußerst unangenehmes für die Katholische Kirche: So etwas wie eine zweite Kirche. Es ist nämlich so, dass ein geweihter Bischof aufgrund der apostolischen Sukzession diese Weihe nicht verlieren kann und sogar als Exkommunizierter andere Priester zu Bischöfen weihen kann. Er darf es nach Katholischer Lehre nicht (es ist verboten), aber eine einmal gespendete Weihe ist wirksam und der geweihte ist dann auch Bischof. Es klingt paradox, ist aber so. Dies versucht der Papst zu verhindern, indem er diese Bischöfe wieder in die Kirche "zurück holt" (eigentlich können sie aus der Katholischen Kirche niemals austreten). Die Einheit der Kirche ist besonders Ratzinger enorm wichtig! Ob es also eine Exkommunikation als Beugestrafe im Nachhinein geben wird, bleibt abzuwarten.

    Zum Schluss noch ein Gedanke, der hier scheinbar völlig untergegangen zu sein scheint: Für den Papst steht immer Jesus im Vordergrund. Er möchte jedem Sünder die Chance geben, sich zu bessern und seine Tat zu bereuen. Jesus selbst ist immer auf die Sünder und die Ausgestoßen zugegangen. Viele nahmen Anstoß daran, weil sie nicht verstanden haben, warum er so viel für die schlechten Menschen übrig hatte und die guten nicht oder nicht oft genug zu bemerken schien. Es ist eben wie mit der Schafherde - wenn eins verloren geht, dann geht der gute Hirte und sucht das eine, die anderen lässt er da, wo sie sicher sind. Hier steht also der Gnadenakt vor irgendwelchen juristischen Argumenten.

    Der Papst streckt den Pius-Brüdern die Hand aus und sagt: ihr habt Anzeichen der Reue gezeigt, eure Exkommunikation ist aufgehoben. Jetzt liegt es an euch, euch von euren Überzeugungen zu distanzieren und die rechte Lehre der Kirche anzuerkennen, ebenso das zweite Vatikanum und wenn ihr das macht, dürft ihr sogar die Ämter als Bischöfe weiter bekleiden.

    Einen Vergleich mit einer juristischen Entscheidung vorzubringen ist hier sehr schwierig. Vielleicht könnte man das mit einer Begnadigung eines zum Tode verurteilten vergleichen. Die Todesstrafe wird ihm erlassen, aber er bleibt im Gefängnis. Na ja, das selbe ist es sicherlich nicht.

    skee
    B-SF 4980
    San Francisco 49ers #80 Jerry Rice

  • Es gäb ne Menge Punkte einzuhaken. Aus Zeitmangel beschränke ich mich mal auf die aus meiner Sicht wichtigen:

    Der Beweggrund für den Papst, die Exkommunikation aufzuheben hat zwei Gesichter: zum einen ruderte die Pius-Bruderschaft zurück, der Papst musste daher die Exkommunikation aufheben, da er dazu verpflichtet ist, wenn der Grund der Exkommunikation nicht mehr besteht oder wieder gut gemacht wurde.

    Wo rudern die denn? Wo bitte hat die Kritik am II. Vatikanischen Konzil, welche die Wurzel des Problems war und zu Levebres Distanzierung geführt hat, eine Abschwächung erfahren? Ratzinger geht auf die Pius-Brüder zu, nicht umgekehrt, und er ist bereit dafür einen - wie ich finde - sehr sehr hohen Preis zu bezahlen, gerade so, als sei die Überwindung des Schismas wichtiger als die moralische Integrität der Kirche. Und der Gipfel seiner freiwilligen "Gravitationsbewegung" war die Wiedereinführung der Karfreitagsfürbitte. Johannes XXIII. dürfte im Grab rotieren.

    Zitat

    Es ist eben wie mit der Schafherde - wenn eins verloren geht, dann geht der gute Hirte und sucht das eine, die anderen lässt er da, wo sie sicher sind. Hier steht also der Gnadenakt vor irgendwelchen juristischen Argumenten.

    Sorry, ich will Deinen Glauben nicht verunglimpfen, aber hier geht es nicht um Gnade, sondern um Einigkeit. Ratzinger schluckt Kreide, tritt Errungenschaften der Kirche mit Füßen, nur um keine neue, quasi umgekehrte Reformation der katholischen Kirche zu zulassen.

    Zitat

    Jetzt liegt es an euch, euch von euren Überzeugungen zu distanzieren und die rechte Lehre der Kirche anzuerkennen, ebenso das zweite Vatikanum und wenn ihr das macht, dürft ihr sogar die Ämter als Bischöfe weiter bekleiden.

    Hey, hast Du nicht weiter oben erklärt, dass Ratzinger ihnen das Amt gar nicht nehmen kann? ;)

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  • Nachrichten verkünden das Ende des Themas "Religion in den Meldungen des Tages", da man keinen eindeutigen Konsens finden konnte und dieses nur noch ausartet.

    Der Link hierzu.

    R.I.P J.Johnson

  • Wo rudern die denn? Wo bitte hat die Kritik am II. Vatikanischen Konzil, welche die Wurzel des Problems war und zu Levebres Distanzierung geführt hat, eine Abschwächung erfahren? Ratzinger geht auf die Pius-Brüder zu, nicht umgekehrt

    Aufhebungsdekret

    Am 21. Januar 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der vier Bischöfe durch ein Dekret der Bischofskongregation auf. Er begründete diesen Schritt damit, dass er dem „spirituellen Unbehagen“ der exkommunizierten Piusbrüder mit „väterlicher Einfühlsamkeit“ begegne und ihre kirchenrechtliche Lage überdenken wolle. Er glaube ihrer schriftlich zugesicherten Bereitschaft, mit dem Vatikan ernsthaft über bestehende Differenzen zu reden, um „bald zu einer vollen und zufrieden stellenden Lösung des zugrunde liegenden Problems“ zu gelangen. Dieses „Geschenk des Friedens“ zum Ende der Weihnachtszeit solle die „Einheit in der Barmherzigkeit der Universalkirche“ fördern und „den Skandal der Spaltung“ überwinden.
    (Quelle: Kath.net: Wortlaut des Dekrets der Bischofskongregation vom 21. Januar 2009)

    Zitat

    Hey, hast Du nicht weiter oben erklärt, dass Ratzinger ihnen das Amt gar nicht nehmen kann? ;)

    Das Dekret wurde am 24. Januar bekanntgegeben. Es beinhaltet das Recht zum gültigen Empfang der Sakramente in katholischer Form (damit auch das Sakrament der Beichte!), aber kein Recht, diese auszuteilen und keine Anerkennung der Bischofsämter. Diese werden erst für den Fall einer vollen Anerkennung des 2. Vatikanischen Konzils durch die Bruderschaft in Aussicht gestellt.
    Die Bischofsämter der Pius-Bruderschaft werden von der Katholischen Kirche nicht anerkannt, eine Weihe ist trotzdem eine Weihe, weil dadurch die apostolische Sukzession sakramental aufrecht erhalten wird. Es kommt dadurch zu einer schismatischen Tat, denn die Bischöfe sind dann zwar Bischöfe (rein sakramental - ein Sakrament kann seine Gültigkeit nie verlieren), jedoch nicht nach Katholischem Recht. Dadurch kommt es eben zu einem großen Problem für die Katholische Kirche, die sich als universell versteht und sich damit rühmen kann, nicht wie etwa die protestantischen Kirchen in Tausende Teile zersplittet zu sein und das seit fast 2000 Jahren!

    skee
    B-SF 4980
    San Francisco 49ers #80 Jerry Rice

  • ...Dadurch kommt es eben zu einem großen Problem für die Katholische Kirche, die sich als universell versteht und sich damit rühmen kann, nicht wie etwa die protestantischen Kirchen in Tausende Teile zersplittet zu sein und das seit fast 2000 Jahren!


    Echt? Vor 2000 Jahren gabs schon Protestanten? Achnee, stimmt, alles was nicht der römischen Kirche anhängt, ist gleich Protestantisch, klar.

    Finally, the fat Lady has sung...

  • Aufhebungsdekret
    Er glaube ihrer schriftlich zugesicherten Bereitschaft, mit dem Vatikan ernsthaft über bestehende Differenzen zu reden, um „bald zu einer vollen und zufrieden stellenden Lösung des zugrunde liegenden Problems“ zu gelangen. Dieses „Geschenk des Friedens“ zum Ende der Weihnachtszeit solle die „Einheit in der Barmherzigkeit der Universalkirche“ fördern und „den Skandal der Spaltung“ überwinden.

    (Quelle: Kath.net: Wortlaut des Dekrets der Bischofskongregation vom 21. Januar 2009)

    Also bitte: Wo ist da Dein Gerudere von oben? Ich lese nichts von Anerkennung der Dignitas Humanae oder anderen zentralen Dokumenten des II. Konzils. Ich lese nichts von einem EIngeständnis geirrt zu haben. Was ich allerdings weiß ist, dass Ratzinger bereits vorher mit der Wiedereinführung der zurecht vollkommen umstrittenen Karfreitagsfürbitte, einen riesigen Schritt auf die Bruderschaft zu und in die Vergangenheit hinein gemacht hat.

    Zitat

    Dadurch kommt es eben zu einem großen Problem für die Katholische Kirche, die sich als universell versteht und sich damit rühmen kann, nicht wie etwa die protestantischen Kirchen in Tausende Teile zersplittet zu sein und das seit fast 2000 Jahren!

    Auch da könnte man komplett anderer Meinung sein, vor allem was den Anlass "sich zu rühmen" anbelangt. Aber das würde wohl zu weit führen.

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  • Echt? Vor 2000 Jahren gabs schon Protestanten? Achnee, stimmt, alles was nicht der römischen Kirche anhängt, ist gleich Protestantisch, klar.

    Nein, das "seit fast 2000 Jahren" bezog sich auf die Katholische Kirche. Zugegeben, ich habe den Satz etwas falsch aufgebaut.
    Die Katholische Kirche ist seit fast 2000 Jahren fast ohne Spaltung ausgekommen. Das große Schisma von 1054 gilt seit dem 2. Vatikanischen Konzil als größtenteils überwunden. Nach der Reformation entstanden aber viele protestantische Kirchen. Die Evangelische Kirche ist nur eine von weltweit über Tausend verschiedenen protestantischen Kirchen.

    skee
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    San Francisco 49ers #80 Jerry Rice

    Einmal editiert, zuletzt von Skee (13. Februar 2009 um 13:43)

  • naja, wenn ich mir die millionen gläubige anschaue, die die katholische kirche in den 2000 jahren durch die abspaltung zunächst der orthodoxen und dann der protestantischen (! mehrzahl) kirchen verloren hat, malst du dir da aber ein ziemlich rosarotes bildchen von deinem verein, der zudem dafür bekannt ist, im gegensatz zu den protestanten unterschiedliche ausrichtungen nicht zuzulassen und sehr stark in schwarz-weiß zu denken. meinst du nicht? ;)

  • Och nee der Sender der mich zu einer Berühmtheit in der Madden Szene gemacht wird kann doch nicht geschlossen werden. :(

    Aber ich muss sagen das ich das auch nie geschaut habe, ausser das mal wo ich der Stargast bei Giga Games war :D

    Gibts da ein Video?


  • Aber ich muss sagen das ich das auch nie geschaut habe, ausser das mal wo ich der Stargast bei Giga Games war :D

    Damit hatte die Sendung dann 1 Zuschauer :jeck::jeck:

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!