Bundestagswahl 2013 / TV Duell

  • Völlig unbestritten. Eine ganz normale Denke. Aber auch eine Denke, mit der man als Einzelner, als Gesellschaft, ja als Menschheit keinen Schritt vorankommt.

    Dann bestreite ich das mal und behaupte, dass das schlicht Unsinn ist. Ein kurzer Blick egal wohin zeigt, dass die Menschheit bei all ihren nicht bestreitbaren Problemen ein nie zuvor gekanntes Niveau an gesellschaftlichem Reichtum erreicht hat. Sei es nun finanziell, kulturell, politisch, medizinisch, was die Versorgung mit Narhrungsmitteln angeht, etc. Wenn es normal wäre, sich auf dem Erreichten auszuruhen, wäre man da niemals hingekommen.

    Es ist der menschliche Egoismus, der die Menschheit voran treibt, indem die Leute ständig nach Verbesserungen für ihre persönliche Situation suchen, was meistens in einem Fortschritt für die Gesellschaft mündet. Der Bäcker, der jetzt Bio-Mehl verwendet, dabei versucht Energie zu sparen und den Geschmack seiner Brötchen verbessert, macht das nicht aus dem Wunsch heraus, die Menscheheit voran zu bringen, sondern um seine Marktchancen zu verbessern. Das Motiv ist egoistisch, die Gesellschaft profitiert und kommt voran.

    Hier wird einfach der offensichtlich vorhandene Fortschritt ignoriert und grundsätzliche, menschliche Charaktereigenschaften verneint, nur um die Leute mal wieder als bequem beschimpfen zu können. Dabei ist es diese Art der Argumentation, die bequem ist.

    Menschen denken ständig darüber nach, wie sie etwas verbessern können. Ein leicht ersichtliches Beispiel sind Eltern, die doch alle wollen, dass es ihren Kindern besser geht und sich dafür sogar oft selbst aufopfern. Wenn man das - wie ich finde vernünftigerweise - als Grundthese akzeptiert, stellt sich die Frage warum die Leute nicht auf Verbesserungsvorschläge eingehen anders. Dann ist es nicht der Mangel an Interesse, der hier mE fälschlicherweise behauptet wird, das Problem, sondern die Unattraktivität der Vorschläge. Wenn die Leute Vorschläge für richtig halten - Beispiel Energiewende -, machen sie das offensichtlich auch.

    Diese Realität zu akzeptieren, würde aber bedeuten, dass man vor der eigenen Haustür kehren und die eigenen Ideen mal überdenken und anpassen müsste. Das ist aber unangenehm, da ists schöner, die Leute zu beschimpfen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.


  • Was intressiert mich der Arbeitnehmer der zwar 40 Stunden die Woche arbeitet aber trotzdem zur Arge muss um auf Hartz4 Niveau zu kommen.
    Hauptsache der versucht nicht mit Zeitungspapier bei meinem Porsche die Scheibe zu putzen.
    .

    Der 40 Stunden Arbeitnehmer der aufstockt ist aber sehr selten. 60% der 1,3 Mio Aufstocker arbeiten 22 Stunden oder weniger. Da man davon ausgehen kann das von den restlichen 40% ein großer Teil auch keine 40 Stunden arbeitet, bleiben da dann doch nicht mehr so viele vollbeschäftigte Aufstocker.

  • Der durchschnittliche Stundenlohn der Aufstocker betrage 6,20 Euro.
    Zudem bahnten „geringfügige und befristete Beschäftigungsverhältnisse, Zeitarbeit oder niedrig entlohnte Tätigkeiten“ nur selten den Weg in einen regulären Job
    Aus der Studie die du auch heranziehst.

    Und wenn ich jetzt sehe das 1,4 Millionen Arbeitnehmer unter 5€ /h verdienen, dann kann mir keiner erzählen, das das normal ist.
    Kann ja nicht sein , das der Staat den Friseurbetrieb der seinen Angestellten nur 3,5€/h zahlt subventioniert oder?
    So funktioniert soziale Marktwirtschaft nämlich auch nicht.

    Aber hauptsache es geht einem selber gut. Das solch eine Arbeitsmarktpolitik eine tiefe Gespaltenheit der Gesellschaft herbeiführt das sieht man dann nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Bilbo (4. September 2013 um 08:26)

  • Genau, so denkt der Mensch! :smile2:

    Tja, dann scheine ich nicht zu der Gatung des homo sapiens zu gehören.

    Mir geht es zwar wirtschaftlich ziemlich gut, ich bin aber der Meinung, das es der Gesellschaft an sich gut gehen sollte.

    Wenn ich ausschließlich an mich denken würde müßte ich Stammwähler der FDP sein, davon bin ich allerdings sehr weit entfernt.

  • Sehe ich etwas anders. Der größte Antrieb für Veränderungen ist Unzufriedenheit und dort wo eine gewisse Zufriedenheit besteht, fehlt der Antrieb für Veränderungen.


    Mein Eindruck ist, dass die derzeit Unzufriedenen sich völlig aus dem politischen Leben zurückziehen. Und das halte ich langfristig für sehr gefährlich. Denn irgendwann wird der Leidensdruck mal zu groß und dann entlädt sich das Ganze in Gewalt.

  • Zitat

    Kann ja nicht sein , das der Staat den Friseurbetrieb der seinen Angestellten nur 3,5€/h zahlt subventioniert oder?
    So funktioniert soziale Marktwirtschaft nämlich auch nicht.

    Völlig richtig, nur gerade Friseur ist doch ein prima Beispiel. Warum verdienen den Friseure so wenig?
    Weils schlicht zu viele davon gibt.
    Das drückt den Preis wie man doch in jeder Großstadt bewundern kann.
    Ein Haarschnitt für 10 Euro mit einem Stundenlohn von 9 € X ist schlicht nicht möglich.
    Natürlich kann ich versuchen über Mindestlöhne hier entgegen zu steuern. Das wird ein Preiseinstieg zu Folge haben, den dann nicht jeder Betrtieb überleben wird. Das würde ich angesichts des Überbedarfs auch nur für folgerichtig halten.

    Da kann der Mindestlohn auch nur ein Teil der Lösung sein.

    Aber ich gehe mit Dir völlig dacor, dass man bei einer Vollzeitbeschäftigung von seiner Arbeit leben können muss ohne dabei auf staatliche Leistungen zurückzugreiffen.

    #FIREJOSEPH

  • Jo und wenn der Markt beim Friseur ausgehebelt wird , dann funktioniert er auch nicht markt bereinigend.

    Und genau sowas kann man auch mal der FDP vorwerfen, die ja immer die Macht des Marktes propagiert.


    Zitat

    Kein Ökonom konnte mir bisher erklären, warum es gut sein soll, dass Leute für 3,50/h arbeiten gehen sollen. Dann können wir doch gleich eine Form von Sklaverei einführen und der Staat versorgt die Leute mit Brot und Spielen.


    passender Kommentar bei einem Artikel der SZ.

    Einmal editiert, zuletzt von Bilbo (4. September 2013 um 09:35)

  • Völlig richtig, nur gerade Friseur ist doch ein prima Beispiel. Warum verdienen den Friseure so wenig?
    Weils schlicht zu viele davon gibt.
    Das drückt den Preis wie man doch in jeder Großstadt bewundern kann.
    Ein Haarschnitt für 10 Euro mit einem Stundenlohn von 9 € X ist schlicht nicht möglich.
    Natürlich kann ich versuchen über Mindestlöhne hier entgegen zu steuern. Das wird ein Preiseinstieg zu Folge haben, den dann nicht jeder Betrtieb überleben wird. Das würde ich angesichts des Überbedarfs auch nur für folgerichtig halten.

    Da kann der Mindestlohn auch nur ein Teil der Lösung sein.

    Aber ich gehe mit Dir völlig dacor, dass man bei einer Vollzeitbeschäftigung von seiner Arbeit leben können muss ohne dabei auf staatliche Leistungen zurückzugreiffen.

    Ein weiterer Teil der Lösung könnte sein, die Zahl der Auszubildenden im jeweiligen Beruf an die Erfordernisse anzupassen. Warum 100.000 Friseure ausbilden, wenn nur 25.000 gebraucht werden?

  • Jo und wenn der Markt beim Friseur ausgehebelt wird , dann funktioniert er auch nicht markt bereinigend.

    Und genau sowas kann man auch mal der FDP vorwerfen, die ja immer die Macht des Marktes propagiert.


    passender Kommentar bei einem Artikel der SZ.

    Ich denke über kurz oder lang wird der Staat um einen Eingriff nicht herumkommen, weil er sonst doppelt zahlt. Einmal für die Aufstocker und später für die Rentner, die zuwenig Rente zum Leben haben.

  • Ein weiterer Teil der Lösung könnte sein, die Zahl der Auszubildenden im jeweiligen Beruf an die Erfordernisse anzupassen. Warum 100.000 Friseure ausbilden, wenn nur 25.000 gebraucht werden?

    Weil die Azubis noch billiger sind.

  • Ein weiterer Teil der Lösung könnte sein, die Zahl der Auszubildenden im jeweiligen Beruf an die Erfordernisse anzupassen. Warum 100.000 Friseure ausbilden, wenn nur 25.000 gebraucht werden?

    Du willst dem Besitzer vorschreiben wie viel Azubis er einstellen darf?

    Gruß isten

    SB50 Champion Anderson Barrett Brenner Brewer Bush Caldwell Colquitt Daniels T.Davis V.Davis Doss Ferentz Fowler Garcia Green C.Harris R.Harris Hillman Jackson Keo Kilgo Latimer Manning Marshall Mathis McCray McManus Miller Myers Nelson Nixon Norwood Osweiler Paradis Polumbus Ray Roby Sanders Schofield Siemian Smith Stewart Talib Thomas Thompson Trevathan Vasquez Walker Ward Ware Webster S.Williams Wolfe Anunike Bolden Bruton Clady Heuerman Sambrailo K.Williams

  • Ein weiterer Teil der Lösung könnte sein, die Zahl der Auszubildenden im jeweiligen Beruf an die Erfordernisse anzupassen. Warum 100.000 Friseure ausbilden, wenn nur 25.000 gebraucht werden?

    Weniger zum Thema Friseure, als zum Thema Erfordernisse:

    Ein paar Politiker haben mal angemerkt, dass wir die Ausbildungsstellen mehr nach Bedarf besetzen sollten als nach persönlichen Wünschen. Nur ist das mit den Löhnen die in den benötigten Berufen gezahlt werden kaum möglich.
    Beispiel Altenpfleger. Wir brauchen jetzt und in Zukunft immer mehr davon.
    Ich habe mal 3 Monate in einem Altenheim ein Praktikum gemacht und gesehen was diese Menschen leisten. Und wenn ich mir dann deren Gehaltsstatistiken ansehe, sind die deutlich zu niedrig. Ja und wer tut sich das hauptsächlich an? Ältere Arbeitnehmer die schon lange dabei sind oder Menschen aus dem (hauptsächlich) osteuropäischem Ausland.

    Ebenso habe ich in einem Kindergarten ein Praktikum von 6 Monaten absolviert und wäre jetzt wahrscheinlich Erzieher, wenn man nicht so unverschämt wenig bekommen würde. Dabei wünschen sich in diesem Bereich alle mehr männliche Arbeitnehmer, da das ja logischerweise genau so wichtig für die Kinder ist. Und wer tut sich diese Arbeit an? Meist Frauen mit ca. 20 Stunden die Woche.

  • Du willst dem Besitzer vorschreiben wie viel Azubis er einstellen darf?

    Gruß isten

    Ich möchte keinem was vorschreiben.
    Mir geht es hauptsächlich dadrum, dass Subventionen für nicht-rentable Unternehmen in meinen Augen wirtschaftlich wenig Sinn machen. Wo ist da die Selbst-Regulierung des Marktes?
    Im Bezug auf einen Friseur-Salon wurde gesagt, dass er einen Mindestlohn gar nicht zahlen könnte, da er zu geringe Einnahmen hat, da es zuviele seiner Gattung gibt. Klingt logisch.
    Damit ein Friseur-Salon ohne staatliche Hilfen auf eigenen Beinen stehen UND ausserdem nach Mindestlohn zahlen kann, ist für mich die logische Konsequenz, die Zahl der Salons oder der Friseure in der Zukunft einzuschränken.

    Was wäre dein Vorschlag das zu erreichen?

  • Ich möchte empfehlen, zwei unterschiedliche Fragestellungen nicht zu vermischen:

    Eine Frage war (sinngemäß) wie es sein kann, dass "der Wähler" an einer derart farblosen Regierung(skoalition) und einer derart farblosen Bundeskanzlerin festhalten will. Eine sehr plausible Antwort lautet: Weil es der Mehrheit hinreichend gut oder zumindest nicht hinreichend schlecht geht. Es mag Menschen geben, denen es individuell gut geht, die aber dennoch Grundlegendes ändern wollen. Es mag auch Menschen geben, denen es individuell nicht gut geht, die das bestehende System aber trotzdem für richtig halten. Beides dürften aber eher Ausreißer sein.

    Die zweite Frage ist (sinngemäß), ob es nur durch (sinngemäß) Dummheit, Uninformiertheit oder Herzlosigkeit zu erklären ist, wenn die Menschen, denen es gut geht, nichts Grundlegendes ändern wollen. In diesem Zusammenhang wird implizit die Frage aufgeworfen, ob es richtig ist, dass eine erhebliche Zahl von Menschen nicht allein von ihrem Gehalt/Einkommen lebt, sondern "aufstockt". Diese Frage wird hier nur nicht explizit gestellt, sondern implizit verneint, und damit den Wählern Dummheit (etc.) vorgeworfen.

    Dies ist aber keineswegs die einzige denkbare Antwort. Die von den (bei weitem) meisten Ökonomen vertretene Antwort lautet: "It's not a bug, it's a feature."
    Es ist (nach - vorsichtig ausgedrückt - ganz überwiegender Auffassung der Wirtschaftswissenschaftler) ökonomischer Unsinn, Gehälter nach Bedarf zu bezahlen (unabhängig von der mindestens ebenso komplizierten Frage, wie man Bedarf bemißt), weil man erstens den Wettbewerb (und damit dessen gesamtgesellschaftlichen Nutzen) lahmlegt und man zweitens bei unrentabel hohen Löhnen Arbeitsplätze vernichtet (weil es dann statt eines niedrig dotierten Arbeitsplatzes eben gar keinen Arbeitsplatz mehr gibt). Gehälter ergeben sich (wenn der Markt halbwegs funktioniert) aus dem ökonomischen Nutzen des Einzelnen für Dritte (gleichgültig ob selbständig oder abhängig beschäftigt).
    Der Hintergrund des "Aufstockens" ist ein sozialpolitischer. Denn staatliche Sozialleistungen wirken grundsätzlich motivationshemmend im Bereich niedrig dotierter Beschäftigungsverhältnisse ("Warum soll ich arbeiten, wenn ich das Geld ohnehin bekomme?"). Nun will man weder das Sozialstaatsprinzip abschaffen noch den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand mehr als notwendig schädigen. Also ist es wichtig, im Bereich niedrig dotierter Arbeitsverhältnisse eine (reduzierte) Anreizstruktur aufrecht zu erhalten. Dies geschieht durch die Aufstockung. Es ist sinnvoller, wenn jemand im Wert von 5 € pro Stunde arbeitet (also zum gemeinsamen Wohlstand in - wenn auch geringem - Umfang beiträgt) und soziale Zusatzleistungen in Anspruch nimmt, als wenn er ausschließlich von sozialen Leistungen lebt (von praktischen Zusatzproblemen wie Schwarzarbeit einmal ganz zu schweigen).
    Bis zu dieser Stelle ist die (hier natürlich nur sehr verkürzt wiedergegebene) Argumentation unter den meisten Ökonomen Konsens. Die Diskussion dreht sich eigentlich in erster Linie darum, wie man diese Anreizstruktur möglichst sinnvoll umsetzt. Ein abweichendes Modell wäre beispielsweise eine negative Einkommensteuer im untersten Segment.

    Man mag diese Auffassung teilen oder nicht. Es ist aus meiner Sicht aber wichtig hervorzuheben, dass
    - es sich um zwei unterschiedliche Fragestellungen handelt und
    - die Befürwortung der Aufrechterhaltung des bestehenden Systems keineswegs rein egoistisch motiviert sein muss, sondern durchaus von einer Überzeugung vom Nutzen für die Gemeinschaft getragen sein kann.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (4. September 2013 um 10:44)

  • Du willst dem Besitzer vorschreiben wie viel Azubis er einstellen darf?

    Gruß isten

    Das ist sicher auch nicht der richtige Weg. Da sind m.E. eher Kammern, Gewerkschaften usw. gefordert, da drauf hinzuweisen das dieser Beruf momentan eher schlechte Zukunftsperspektiven hat. Die sind nah dran am Markt und kennen diesen.

    Zitat

    Ein paar Politiker haben mal angemerkt, dass wir die Ausbildungsstellen mehr nach Bedarf besetzen sollten als nach persönlichen Wünschen.


    Super Idee. Wenn man also vor 10 Jahren Maurer gebraucht hätte, wäre ich jetzt Maurer. Mit meinen zwei linken Händen gäbs dann wohl mindestens 10 Schiefe Türme von Pisa. :hinterha:

    Bei der Berufswahl müssen m.E. drei Dinge zusmmenkommen. Ich muss über die entsprechenden Fähigkeiten für den Beruf verfügen bzw. in der Lage sein diese zu erlenen, ich muss Interesse haben an dem was da passiert und der Markt muss das ganze in irgendeiner Form auch benötigen.

    Zitat

    Nur ist das mit den Löhnen die in den benötigten Berufen gezahlt werden kaum möglich.



    Ich denke gerade im Pflegebereich würden auch Lohnsteigerungen von 30 % das Fachkräfteproblem nicht lösen.
    Natürlich trägt die schlechte Bezahlung eher zu einer Verschlimmerung bei, klar.

    #FIREJOSEPH


  • Im Bezug auf einen Friseur-Salon wurde gesagt, dass er einen Mindestlohn gar nicht zahlen könnte, da er zu geringe Einnahmen hat, da es zuviele seiner Gattung gibt. Klingt logisch.

    Dem kann ich leider nicht so ganz folgen. Wenn es zu viele gibt, bedeutet das dann das sie nicht Ausgelastet sind? Dann könnte man doch weniger Kräfte oder auf Halbtags Basis einstellen oder nicht?

    Gruß isten

    SB50 Champion Anderson Barrett Brenner Brewer Bush Caldwell Colquitt Daniels T.Davis V.Davis Doss Ferentz Fowler Garcia Green C.Harris R.Harris Hillman Jackson Keo Kilgo Latimer Manning Marshall Mathis McCray McManus Miller Myers Nelson Nixon Norwood Osweiler Paradis Polumbus Ray Roby Sanders Schofield Siemian Smith Stewart Talib Thomas Thompson Trevathan Vasquez Walker Ward Ware Webster S.Williams Wolfe Anunike Bolden Bruton Clady Heuerman Sambrailo K.Williams

  • isten
    Ich bezog mich auf das folgende Zitat

    Warum verdienen den Friseure so wenig?
    Weils schlicht zu viele davon gibt.
    Das drückt den Preis wie man doch in jeder Großstadt bewundern kann.
    Ein Haarschnitt für 10 Euro mit einem Stundenlohn von 9 € X ist schlicht nicht möglich.

    Das habe ich erstmal als gegeben angenommen und auf dieser Basis einen Vorschlag getan.
    In die wahren Verhältnisse habe ich keinen Einblick. Es kann auch sein, dass alle Friseur Salons komplett ausgelastet sind. Dann wäre es natürlich Quatsch, die Zahl der Friseure einzuschränken.
    Es bliebe allerdings die Frage, warum sie so unrentabel sind, dass sie einen höheren Lohn nicht zahlen können.
    Ist der Preis für einen Haarschnitt zu niedrig?

  • Dann bestreite ich das mal und behaupte, dass das schlicht Unsinn ist. Ein kurzer Blick egal wohin zeigt, dass die Menschheit bei all ihren nicht bestreitbaren Problemen ein nie zuvor gekanntes Niveau an gesellschaftlichem Reichtum erreicht hat. Sei es nun finanziell, kulturell, politisch, medizinisch, was die Versorgung mit Narhrungsmitteln angeht, etc. Wenn es normal wäre, sich auf dem Erreichten auszuruhen, wäre man da niemals hingekommen.

    Dass es allen immer besser geht mag für Burkina Faso umfassend korrekt sein; und wir in Deutschland scheißen auch sicherlich nicht mehr mitten auf die Straße so wie noch im Mittelalter. Aber für unsere Gesellschaft im Jetzt und mit Blick auf kleinere Zeitskalen ist das so pauschal nicht korrekt. Aber zweifelsfrei ist es trivial, dass sich der Mensch nicht auf Erreichtem ausruht. Anderenfalls würde wir ja noch daran glauben, dass die Erde eine Scheibe ist oder der Irak tatsächlich Massenvernichtungswaffen hat.

    Zitat

    Es ist der menschliche Egoismus, der die Menschheit voran treibt, indem die Leute ständig nach Verbesserungen für ihre persönliche Situation suchen, was meistens in einem Fortschritt für die Gesellschaft mündet.

    Es mag mal der reine Egoismus gewesen sein, als Deine und meine Väter noch Felllendenschurze getragen haben. Ich glaube aber nicht, dass beispielsweise Kopernikus oder Einstein sich aus reinem Egoismus das Hirn über unseren Kosmos zerbrochen haben. Von daher wäre ich vorsichtig den Egoismus als DIE Triebfeder zu postulieren. Spätestens seit den frühen Formen unseres Wirtschaftssystems ist es auf gesellschaftlicher Ebene eher der Wunsch nach Mehrung von Kapital der uns voran treibt. Wir leben mit dem Markt und sterben mit dem Markt. Und das inkludiert, dass irgendwer oder irgendwas ökonomisch über die Klinge hüpfen muss, da sich Mehrung von Kapital und Markterfolg immer nur zu Lasten eines Zweiten oder Dritten bewerkstelligen lässt. Sofern Egoismus der Weg hierhin ist, so wird dieser beschritten. Wäre es Altruismus, so würde auch dieser Weg gewählt.

    Zitat

    Hier wird einfach der offensichtlich vorhandene Fortschritt ignoriert und grundsätzliche, menschliche Charaktereigenschaften verneint, nur um die Leute mal wieder als bequem beschimpfen zu können. Dabei ist es diese Art der Argumentation, die bequem ist.

    Sorry, aber das ist in dieser pauschalen Form der Kritik an der Kritik ziemlicher Unfug. Ein Beispiel: Es ist seit Jahrzehnten aus vielerlei Gründen objektiv sinnvoll, eine Änderung der Energiepolitik, von der Gewinnung bis hin zur Verwendung, anzustreben. Es ist nur ökonomisch nicht ohne Verwerfungen möglich, dies zeitnah und für den der ändert im Jetzt gewinnbringend umzusetzen. Es ist daher marktorientiert schlicht konsistent, wenn eine alternative Herangehensweise, die vor dem Hintergrund einer Lebenszyklusbetrachtung zwar langfristig sinnvoller und über mehrere Generationen hinweg sogar kostengünstiger wäre, im Jetzt aus Bequemlichkeit schlicht abgelehnt wird, weil sie den Bezahlenden oberflächlich mehr kostet. In diesem ist es sogar Egoismus, aber einer der Entwicklung hemmt und nicht vorantreibt, mit dem kurzsichtigen egoistischen Ziel das vorhandene Kapital zu wahren. Dieser Effekt war sehr schön auch beim Elbehochwasser zu beobachten, wo nach dem Schaden des vorhergehenden Hochwassers viele notwendige Maßnahmen einfach aus ästhetischen oder finanziellen Gründen abgelehnt wurden, weil findige Rechtsanwälte Bürgerinitiativen gegen Deicherhöhungen oder Retentionsmaßnahmen gründeten und aufwiegelten.

    Zitat

    Diese Realität zu akzeptieren, würde aber bedeuten, dass man vor der eigenen Haustür kehren und die eigenen Ideen mal überdenken und anpassen müsste. Das ist aber unangenehm, da ists schöner, die Leute zu beschimpfen.

    Dir ist schon klar, wie das aus Deinem Mund klingt, oder? ;)

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

    Einmal editiert, zuletzt von datajunk (4. September 2013 um 11:28)

  • Die zweite Frage ist (sinngemäß), ob es nur durch (sinngemäß) Dummheit, Uninformiertheit oder Herzlosigkeit zu erklären ist, wenn die Menschen, denen es gut geht, nichts Grundlegendes ändern wollen. In diesem Zusammenhang wird implizit die Frage aufgeworfen, ob es richtig ist, dass eine erhebliche Zahl von Menschen nicht allein von ihrem Gehalt/Einkommen lebt, sondern "aufstockt". Diese Frage wird hier nur nicht explizit gestellt, sondern implizit verneint, und damit den Wählern Dummheit (etc.) vorgeworfen.

    Dies ist aber keineswegs die einzige denkbare Antwort. Die von den (bei weitem) meisten Ökonomen vertretene Antwort lautet: "It's not a bug, it's a feature."
    Es ist (nach - vorsichtig ausgedrückt - ganz überwiegender Auffassung der Wirtschaftswissenschaftler) ökonomischer Unsinn, Gehälter nach Bedarf zu bezahlen (unabhängig von der mindestens ebenso komplizierten Frage, wie man Bedarf bemißt), weil man erstens den Wettbewerb (und damit dessen gesamtgesellschaftlichen Nutzen) lahmlegt und man zweitens bei unrentabel hohen Löhnen Arbeitsplätze vernichtet (weil es dann statt eines niedrig dotierten Arbeitsplatzes eben gar keinen Arbeitsplatz mehr gibt). Gehälter ergeben sich (wenn der Markt halbwegs funktioniert) aus dem ökonomischen Nutzen des Einzelnen für Dritte (gleichgültig ob selbständig oder abhängig beschäftigt).

    Ich frage mich gerade, wie die Gehälter im Niedriglohnsektor eigentlich reguliert werden. Welchen Unterschied macht es für ein Unternehmen, seinen Aufstockern anstatt 4,50€ jetzt 5,00€ zu zahlen? Gibt es für die Unternehmen da überhaupt irgendeinen Anreiz?
    Spielt es für den Arbeitnehmer eine Rolle, wie sich sein gleichbleibendes Gehalt aufteilt? Möglicherweise Stichwort Rente?

  • Ich frage mich gerade, wie die Gehälter im Niedriglohnsektor eigentlich reguliert werden. Welchen Unterschied macht es für ein Unternehmen, seinen Aufstockern anstatt 4,50€ jetzt 5,00€ zu zahlen? Gibt es für die Unternehmen da überhaupt irgendeinen Anreiz?
    Spielt es für den Arbeitnehmer eine Rolle, wie sich sein gleichbleibendes Gehalt aufteilt? Möglicherweise Stichwort Rente?

    Die Frage ist doch erstmal, warum ein Arbeitgeber einen Aufstocker einstellt. Sucht er eine billige Arbeitskraft, die er zum normalen Lohn gar nicht einstellen würde oder freut er sich einfach Geld zu sparen, weil ihm der Staat einen AN subventioniert den er aber sowieso brauchen würde und ihn dann auch vernünftig bezahlen würde.

    Also wäre die Grundfrage ja erstmal ob die Aufstocker nur arbeiten können, weil sie Aufstocker sind und zu normalen Konditionen gar nicht eingestellt würden, oder ob sich der AG ein Loch in den Bauch freut, weil er eine vernünftige Arbeitskraft zum billigen Preis bekommt.

  • Ich denke gerade im Pflegebereich würden auch Lohnsteigerungen von 30 % das Fachkräfteproblem nicht lösen.
    Natürlich trägt die schlechte Bezahlung eher zu einer Verschlimmerung bei, klar.

    Ach ich glaube, dass es in vielen Bereichen schon genug wäre, wenn man kein Schulgeld o.Ä. verlangen würde :madness

  • Ich denke gerade im Pflegebereich würden auch Lohnsteigerungen von 30 % das Fachkräfteproblem nicht lösen.


    Interessant, dass der Fachkräftemangel nur als Problem gesehen wird. Für die Fachkräfte selbst wirkt sich der Mangel durchaus positiv aus, da er die Verhandlungsposition gegenüber dem Arbeitgeber stärkt und man dadurch idR bessere Konditionen bekommt.

  • Interessant, dass der Fachkräftemangel nur als Problem gesehen wird. Für die Fachkräfte selbst wirkt sich der Mangel durchaus positiv aus, da er die Verhandlungsposition gegenüber dem Arbeitgeber stärkt und man dadurch idR bessere Konditionen bekommt.

    Wobei man natürlich sagen muss, dass mit dem Begriff "Fachkräfte" von der Politik sicher keine Pfleger gemeint sind.

  • Die Frage ist doch erstmal, warum ein Arbeitgeber einen Aufstocker einstellt. Sucht er eine billige Arbeitskraft, die er zum normalen Lohn gar nicht einstellen würde oder freut er sich einfach Geld zu sparen, weil ihm der Staat einen AN subventioniert den er aber sowieso brauchen würde und ihn dann auch vernünftig bezahlen würde.

    Also wäre die Grundfrage ja erstmal ob die Aufstocker nur arbeiten können, weil sie Aufstocker sind und zu normalen Konditionen gar nicht eingestellt würden, oder ob sich der AG ein Loch in den Bauch freut, weil er eine vernünftige Arbeitskraft zum billigen Preis bekommt.

    Letzteres....reine Ökonomie. Wenn der Staat einem diese Option "bietet", werden viele zugreifen. Vielleicht sogar mehrfach...mehrt die Arbeitskraft und spart Kosten

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Juhu also sind die die einen vernünftigen Lohn zahlen die dummen.

    Ja..mitunter. Weil jeder Euro der da fehlt einen Wettbewerbsnachteil bedeutet.

    Auf der anderen Seite: vllt kann der "Lohndumper" so auch mehr Leute in eine Anstellung bringen und der Staat spart so zumindest etwas.

    Es wird immer Jobs mit "geringfügiger" Qualifikation geben, die meistens auch ein kostengünstiges Endprodukt erzeugen, wo mitunter jeder Cent über wettbewerbsfähigkeit entscheidet.

    Zum Thema Friseur: wenn jeder Haarschnitt so schnell gehen würde wie meiner, hätte der Friseur einen Stundenlohn von 70-80€
    Ihr habt einfach die falschen Frisuren :hinterha:

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Was ist das eigentlich - Friseur? ... :tongue2: (Aus der Abteilung: Was sagen sie als Unbeteiligter zum Thema 'Haare')

    aikman -> Chrizly (Namensänderung 3.2. 2023)

    "So this is how I remember saying goodbye to Bilbo," [a raccoon he had as a kid] Leach wrote. "He wandered 10 yards away or so from the truck, and then he turned and looked at us and kind of had this expression like, 'It was nice knowing ya.' It was this moment where like, both I knew and he knew that we’d had some good times, but this was it. It was onward and upward for both of us."

    Mike Leach, Coaching Legend (*1961 +2022)