Sonntagsfrage Mai 2013

  • Das hab ich ja auch nicht behauptet.

    Aber jede "Affäre" verstärkt die Gleichgültigkeit/Verdrossenheit.

    Man hört ja gern auch die Aussage: Die da oben machen sowieso was sie wollen.

  • Das hab ich ja auch nicht behauptet.

    Aber jede "Affäre" verstärkt die Gleichgültigkeit/Verdrossenheit.

    Man hört ja gern auch die Aussage: Die da oben machen sowieso was sie wollen.

    Ich hab vorhin eine andere Erklärung im Radio gehört, die zwar mMn dämlich ist, aber den Punkt momentan wohl trifft. Da ging es darum, das es den Menschen in D grundsätzlich momentan gut geht ( nach eigner Einschätzung ) und man deshalb auch keinen Grund hat was an der Regierung zu ändern. Es soll einfach alles so weitergehen. Mit dämlich meine ich im Übrigen nicht die Erklärung sondern das Verhalten. Grundsätzlich kann ich mir das so vorstellen, anders sind gute Werte für diese Regierung schwer erklärbar

  • Ich denke das geht in die richtige Richtung. Zumal D ja im europ. Vergleich doch gut durch die Krise gekommen ist. Und das lag imo auch an guten Entscheidungen der Merkel Administration. Und ich bin wahrhaft kein ausgesprochenen Freund derselben.

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  • Ich hab vorhin eine andere Erklärung im Radio gehört, die zwar mMn dämlich ist, aber den Punkt momentan wohl trifft. Da ging es darum, das es den Menschen in D grundsätzlich momentan gut geht ( nach eigner Einschätzung ) und man deshalb auch keinen Grund hat was an der Regierung zu ändern. Es soll einfach alles so weitergehen. Mit dämlich meine ich im Übrigen nicht die Erklärung sondern das Verhalten. Grundsätzlich kann ich mir das so vorstellen, anders sind gute Werte für diese Regierung schwer erklärbar


    Dämliches Verhalten? Die Leute verhalten sich also dämlich, da es ihnen gut geht und sie diesen Status Quo beibehalten wollen? :paelzer:

    Genau, Idioten!!!

  • Ich denke das geht in die richtige Richtung. Zumal D ja im europ. Vergleich doch gut durch die Krise gekommen ist. Und das lag imo auch an guten Entscheidungen der Merkel Administration. Und ich bin wahrhaft kein ausgesprochenen Freund derselben.

    Für mich ein ziemliches Paradebeispiel für die Medienlandschaft bzw. die Krux, kleinerer Partner in einer Koalition zu sein. Meiner Erinnerung nach hatte damals Peer Steinbrück die meisten Ideen zur Konjunkturstützung, die dann z. B. im "Konjunkturpaket 2" incl. Abwrackprämie mündeten. Geblieben ist in den Köpfen, dass das "die Merkel-Administration..." gemacht hat.

  • Das hab ich ja auch nicht behauptet.

    Aber jede "Affäre" verstärkt die Gleichgültigkeit/Verdrossenheit.

    Man hört ja gern auch die Aussage: Die da oben machen sowieso was sie wollen.

    Aber die stark eingegrenzte Wirkung - eben fast nur bei der Unterschicht - zeigt, dass es die Affären alleine gar nicht sein können. Und vor allem gab es Affären schon immer und vor allem viel größere. Da sind die Leute trotzdem wählen gegangen und die Klage, dass "die da oben" machen was sie wollen, ist auch uralt. Da erklärt mE nicht viel.

    Der verlinkte Artikel weist da in die richtige Richtung. Wenn ich gar nicht weiss, um was es wirklich geht, weil mir die Bildung fehlt, ist meine Motivation zu wählen gering. Nun stands um die politische Bildung der Unterschicht schon immer nicht so toll, aber früher hat es sich gerade in Deutschland einfach "gehört" wählen zu gehen. Diese Pflicht ist weg und jetzt nähern wir uns normalem internationalen Niveau an.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Für mich ein ziemliches Paradebeispiel für die Medienlandschaft bzw. die Krux, kleinerer Partner in einer Koalition zu sein. Meiner Erinnerung nach hatte damals Peer Steinbrück die meisten Ideen zur Konjunkturstützung, die dann z. B. im "Konjunkturpaket 2" incl. Abwrackprämie mündeten. Geblieben ist in den Köpfen, dass das "die Merkel-Administration..." gemacht hat.

    Da gebe ich Dir recht. Erinnerungen trügen gerne. Gerade wenn die längere Zeit zurück liegen. Aber zum Glück gibt es ja mehr als das Konjunkturpaket. Die AbwrackPrämie hatte ich schon wieder vergessen. Das fand ich z.B. sinnfrei. Aber wenn das Steinbrück war wird das jetzt klarer ;)

    Scherz beiseite: Steinbrück finde ich auch nicht verkehrt. Nur glaube ich erstens nicht dass er.die Wahl gewinnt und Zweifel zweitens an der Fähigkeit von Realpolitik seiner potentiellen Koalitionspartner.

    ...für den Fall des Juniorpartners in einer großen Koalition verweise ich mal auf den hierzu guten Folgepost von Derek

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    2 Mal editiert, zuletzt von TheGoose (2. August 2013 um 14:32)

  • Für mich ein ziemliches Paradebeispiel für die Medienlandschaft bzw. die Krux, kleinerer Partner in einer Koalition zu sein. Meiner Erinnerung nach hatte damals Peer Steinbrück die meisten Ideen zur Konjunkturstützung, die dann z. B. im "Konjunkturpaket 2" incl. Abwrackprämie mündeten. Geblieben ist in den Köpfen, dass das "die Merkel-Administration..." gemacht hat.

    Ich finde nicht, dass das stimmt. Gerade in den Medien wurden diese Leistungen Steinbrücks immer wieder als Grund angeführt, weswegen Steinbrück der beste der SPD-Kandidaten sei. Vergessen wurde das nicht, obwohl du mit dem Problem, dass es der kleinere Koalitionspartner generell schwer hat, Recht hast.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Ehrlich gesagt liegt es meiner Meinung aber auch daran, dass die Stellschrauben der Politik inzwischen auch minimiert worden sind. Während in den 70ern jeder noch schön sein lokales oder vllt maximal kontinentales Süppchen gebraut hat, ist die Welt aufgrund der Kommunikationsmittel und der einfachen Erreichbarkeit "weit entfernter" Länder eine andere geworden.
    Arbeit ist inzwischen nicht mehr "lokal" gebunden, sondern auf der ganzen Welt verfügbar.
    Somit geht es in erster Linie darum, einen guten Verwalter abzugeben, da die generelle Richtung eh irgendwie durch die Notwendigkeiten des Markts bestimmt werden.
    Und jeder, der das Spielchen nicht mitspielt...läuft halt hinterher. Am Ende werden es immer die größten Tiere sein, die bestimmen, wie es läuft.

    Dass sie SPD da aber auch gar nichts wirklich anders machen könnte, bzw. sich nach aussen nichts verändern würde, ist dabei nur logisch.
    Ich denke das ist viele mehr Leuten bewusst, als man denkt. Deswegen wundere ich mich gar nicht, dass da zu NSA und Co nix kommt.
    Stattdessen vergrault man sich auch ncih den letzten Mittelstand, indem man mit einem Spitzensteuersatz ab 60.000€ anfangen will, wenn die Grünen mit an die Macht kommen. Wo will man denn da was gewinnen?
    Doch maximal bei den Leuten, bei denen die Politikverdrossenheit höchstwahrscheinlich am maximalsten ausgeprägt ist.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Ich finde nicht, dass das stimmt. Gerade in den Medien wurden diese Leistungen Steinbrücks immer wieder als Grund angeführt, weswegen Steinbrück der beste der SPD-Kandidaten sei. Vergessen wurde das nicht, obwohl du mit dem Problem, dass es der kleinere Koalitionspartner generell schwer hat, Recht hast.

    Oh, das wurde nicht unterschlagen. Jedoch eben auch nicht prominent erwähnt. Wenn solche Sachen im Artikel als Grund pro Steinbrück stehen, ist die Wahrnehmung doch eine ganz andere als wenn (igitt) die BILD schriebe: Peer, Peer, Peer, Konkunktur-Retteer. ;)

    Ach ja: warum Frau Merkel wohl leider bleiben wird, kann man auch wieder hübsch im Postillln nachlesen. :mrgreen:


  • Der verlinkte Artikel weist da in die richtige Richtung. Wenn ich gar nicht weiss, um was es wirklich geht, weil mir die Bildung fehlt, ist meine Motivation zu wählen gering. Nun stands um die politische Bildung der Unterschicht schon immer nicht so toll, aber früher hat es sich gerade in Deutschland einfach "gehört" wählen zu gehen. Diese Pflicht ist weg und jetzt nähern wir uns normalem internationalen Niveau an.


    Habe kürzlich einen interessanten Gedanken in einem Buch (meine es war "Weltkrieg um Wohlstand" von Gabor Steingart) gelesen, der hierzu passt.

    Der Beitrag rief mir die grundlegende Veränderung der Unterschicht vor Augen mit eine paar prägnanten Überlegungen.

    Früher, und das Früher bezieht sich im Grunde schon auf die Gründungszeit der SPD zur Kaiserzeit, über die industrielle Revolution hinweg, bis in gar nicht so weit entfernte Vergangenheit, war das Proletariat, wie von Derek Brown geschrieben auch nicht schlauer, kultivierter oder intelligenter. ABER. Es herrschte ein ständiger Drang nach sozialem Aufstieg, einem Drang nach Bildung und damit ein unmittelbar verbundener Drang nach Verbesserung der erschreckenden (später nur noch schlechten) Lebensumstände.

    Hierfür gab es neben den politischen Parteien unzählige weitere Vereinigungen (vom Arbeiterbildungsverein bis zum Arbeitersängerverein) Hier organisierte sich das Proletariat um sich zu bilden, zu diskutieren, sich auszutauschen, sich gemeinsam zu betätigen und am Ende eben auch um ihren politischen Willen zu bilden, zu formulieren und in die Politik/SPD zu transferieren.

    Und heute? Wie viele Mitglieder haben die Arbeiterbildungsvereine noch, denen es tatsächlich um Bildung geht und nicht um die Aufrechterhaltung einer Tradition? Wo ist denn der Antrieb der heutigen Unterschicht sich zu bilden und aufzusteigen? Ich bin aus Mannheim und hier wird zumindest offiziell noch immer die Geschichte der SPD/Gewerkschaften groß geschrieben und entsprechende Organe sind allgegenwärtig in der Stadt. Aber das sind oftmals immer hohler werdende Institutionen. Die "noch" funktionieren und auch entsprechend ausgestattet sind (zumindest was finanzielle Mittel angeht) . Aber der Unterbau, der Nachwuchs an "Proletarien"/Arbeitern/"Unterschichtlern" fehlt zusehends.

    Der heutige Proletarier (und hiermit meine ich nicht den arbeitslos gewordenen Arbeiter, sondern das pendant zu den o.g. Proletarien / "Dauerproletarier") hat kein wirkliches Interesse an Organisation, Bildung und Wahl/Wahlkampf/Stimmabgabe. Ich kenne genügend Stadtteile bei uns, in denen ich sicher weiß, dass hier mehrheitlich nur Eichbaumbier und Barbara Salesch den ganzen Tag lang zählt.

    Und genau mit dieser Unbereitschaft zur Bildung geht auch das Interesse an Politik und damit der Weg zu Urne mehr und mehr flöten. Zumindest ist das meine Meinung.

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  • Dämliches Verhalten? Die Leute verhalten sich also dämlich, da es ihnen gut geht und sie diesen Status Quo beibehalten wollen? :paelzer:

    Genau, Idioten!!!

    Nur meine persönliche Situation zugrunde zu legen bei meiner Wahlentscheidung, auch wenn die Regierung die größten Pfeifen sind ist dämlich. Ganz genau. Den Menschen geht es trotz Merkel gut. Nicht wegen Ihr.

  • Nur meine persönliche Situation zugrunde zu legen bei meiner Wahlentscheidung, auch wenn die Regierung die größten Pfeifen sind ist dämlich. Ganz genau. Den Menschen geht es trotz Merkel gut. Nicht wegen Ihr.


    :paelzer:
    Mit Rot-grün an der Macht ginge es mir deutlich schlechter, auch wenn mir Steinbrück persönlich lieber ist als Merkel

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Ach ja: warum Frau Merkel wohl leider bleiben wird, kann man auch wieder hübsch im Postillln nachlesen. :mrgreen:


    :top: Ich liebe diese "self fulfilling prophecy's"

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  • :paelzer:
    Mit Rot-grün an der Macht ginge es mir deutlich schlechter, auch wenn mir Steinbrück persönlich lieber ist als Merkel

    Das spricht mir ja beinahe schon aus der Seele.

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  • Nur meine persönliche Situation zugrunde zu legen bei meiner Wahlentscheidung, auch wenn die Regierung die größten Pfeifen sind ist dämlich. Ganz genau. Den Menschen geht es trotz Merkel gut. Nicht wegen Ihr.


    Das hätte ich jetzt aber gern mit Beispielen uns stichhaltigen Argumenten belegt. Denn so etwas kann man auf jeden Politiker und jede Partei anwenden. Sonst ist diese Aussage *sorry* nur hohle Luft.

  • :paelzer:
    Mit Rot-grün an der Macht ginge es mir deutlich schlechter, auch wenn mir Steinbrück persönlich lieber ist als Merkel

    Das finde ich erstmal interessant, denn seit Monaten bietet uns Steinbrück ein kurioses Schauspiel, das aber nicht etwa Kritik, sondern Sympathie hervorruft.

    Der Mann verkauft sich selber als Klartext-Steinbrück, bittet sich von der eigenen Partei Beinfreiheit aus, will sich inhaltlich und auch in seiner Art nicht verbiegen lassen und daher z.B. auch seine Frau aus dem Wahlkampf raushalten. So weit, so gut, nichts gegen einzuwenden. Deswegen kann man ihn mögen.

    Aber was passierte nun? Wenn Steinbrück "Klartext" sprach, kamen solche Highlights raus, dass er die Wähler disste, in dem er deren Lebensstil oder politische Urteilsfähigkeit runter machte (Stichwort: Pinot Grigio, Frauenbonus für Merkel). Die italienischen Wähler wurden auch beleidigt und ein europaweit respektierter linker (!) Präsident zu einer Terminabsage gebracht (und nebenbei offenbarte er inhaltlich eine erschreckende Ahnungslosigkeit, weil er gar nicht verstand, dass die Wahl Grillos ein zu begrüßender Aufstand der Zivilgesellschaft war). Seitdem gab es so etwas nicht mehr – weil der Mann, der sich nicht verbiegen lassen wollte sich offensichtlich doch verbiegen lässt, um solche Fettnäpfchen auszulassen. Es überrascht dann auch nicht mehr ganz so sehr, wenn er im Juni sein Frau dann doch in den Wahlkampf einbaute („wir konnten Scrabble spielen, wann wir wollten.“) Sehr authentisch.

    Die Spitze der Absurdität war, als Steinbrück zwischendurch sagte, dass er wüsste, dass er sich als Kanzler nicht so äußern könnte, wie er es jetzt täte, weil das im Amt nicht ginge. Schon wahr, nur warum sollte man einen Mann wegen seines Klartextes wählen, wenn er von sich selbst sagt, dass er den im Amt nicht reden würde? Aber es passt dazu, dass der Mann, der sich inhaltlich nicht verbiegen lassen wollte, ein linkes Wahlprogramm mitträgt, das nun wirklich nicht dem entspricht, wofür er eigentlich stand. Wo, bitte schön, ist denn die Beinfreiheit? Wenn sich in diesem Wahlkampf irgendwer verbogen hat, dann doch Steinbrück. Man muss sich daher nicht wundern, dass seine Umfragewerte so niedrig sind.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Das finde ich erstmal interessant, denn seit Monaten bietet uns Steinbrück ein kurioses Schauspiel, das aber nicht etwa Kritik, sondern Sympathie hervorruft.

    Der Mann verkauft sich selber als Klartext-Steinbrück, bittet sich von der eigenen Partei Beinfreiheit aus, will sich inhaltlich und auch in seiner Art nicht verbiegen lassen und daher z.B. auch seine Frau aus dem Wahlkampf raushalten. So weit, so gut, nichts gegen einzuwenden. Deswegen kann man ihn mögen.

    Aber was passierte nun? Wenn Steinbrück "Klartext" sprach, kamen solche Highlights raus, dass er die Wähler disste, in dem er deren Lebensstil oder politische Urteilsfähigkeit runter machte (Stichwort: Pinot Grigio, Frauenbonus für Merkel). Die italienischen Wähler wurden auch beleidigt und ein europaweit respektierter linker (!) Präsident zu einer Terminabsage gebracht (und nebenbei offenbarte er inhaltlich eine erschreckende Ahnungslosigkeit, weil er gar nicht verstand, dass die Wahl Grillos ein zu begrüßender Aufstand der Zivilgesellschaft war). Seitdem gab es so etwas nicht mehr – weil der Mann, der sich nicht verbiegen lassen wollte sich offensichtlich doch verbiegen lässt, um solche Fettnäpfchen auszulassen. Es überrascht dann auch nicht mehr ganz so sehr, wenn er im Juni sein Frau dann doch in den Wahlkampf einbaute („wir konnten Scrabble spielen, wann wir wollten.“) Sehr authentisch.

    Die Spitze der Absurdität war, als Steinbrück zwischendurch sagte, dass er wüsste, dass er sich als Kanzler nicht so äußern könnte, wie er es jetzt täte, weil das im Amt nicht ginge. Schon wahr, nur warum sollte man einen Mann wegen seines Klartextes wählen, wenn er von sich selbst sagt, dass er den im Amt nicht reden würde? Aber es passt dazu, dass der Mann, der sich inhaltlich nicht verbiegen lassen wollte, ein linkes Wahlprogramm mitträgt, das nun wirklich nicht dem entspricht, wofür er eigentlich stand. Wo, bitte schön, ist denn die Beinfreiheit? Wenn sich in diesem Wahlkampf irgendwer verbogen hat, dann doch Steinbrück. Man muss sich daher nicht wundern, dass seine Umfragewerte so niedrig sind.

    Auch wenns nicht so oft ist, aber hier gebe ich dir 100 % Recht

  • Das finde ich erstmal interessant, denn seit Monaten bietet uns Steinbrück ein kurioses Schauspiel, das aber nicht etwa Kritik, sondern Sympathie hervorruft.

    Der Mann verkauft sich selber als Klartext-Steinbrück, bittet sich von der eigenen Partei Beinfreiheit aus, will sich inhaltlich und auch in seiner Art nicht verbiegen lassen und daher z.B. auch seine Frau aus dem Wahlkampf raushalten. So weit, so gut, nichts gegen einzuwenden. Deswegen kann man ihn mögen.

    Aber was passierte nun? Wenn Steinbrück "Klartext" sprach, kamen solche Highlights raus, dass er die Wähler disste, in dem er deren Lebensstil oder politische Urteilsfähigkeit runter machte (Stichwort: Pinot Grigio, Frauenbonus für Merkel). Die italienischen Wähler wurden auch beleidigt und ein europaweit respektierter linker (!) Präsident zu einer Terminabsage gebracht (und nebenbei offenbarte er inhaltlich eine erschreckende Ahnungslosigkeit, weil er gar nicht verstand, dass die Wahl Grillos ein zu begrüßender Aufstand der Zivilgesellschaft war). Seitdem gab es so etwas nicht mehr – weil der Mann, der sich nicht verbiegen lassen wollte sich offensichtlich doch verbiegen lässt, um solche Fettnäpfchen auszulassen. Es überrascht dann auch nicht mehr ganz so sehr, wenn er im Juni sein Frau dann doch in den Wahlkampf einbaute („wir konnten Scrabble spielen, wann wir wollten.“) Sehr authentisch.

    Die Spitze der Absurdität war, als Steinbrück zwischendurch sagte, dass er wüsste, dass er sich als Kanzler nicht so äußern könnte, wie er es jetzt täte, weil das im Amt nicht ginge. Schon wahr, nur warum sollte man einen Mann wegen seines Klartextes wählen, wenn er von sich selbst sagt, dass er den im Amt nicht reden würde? Aber es passt dazu, dass der Mann, der sich inhaltlich nicht verbiegen lassen wollte, ein linkes Wahlprogramm mitträgt, das nun wirklich nicht dem entspricht, wofür er eigentlich stand. Wo, bitte schön, ist denn die Beinfreiheit? Wenn sich in diesem Wahlkampf irgendwer verbogen hat, dann doch Steinbrück. Man muss sich daher nicht wundern, dass seine Umfragewerte so niedrig sind.

    Sehr schön zusammengefaßt. Nur: so groß ist der Unterschied zur Kanzlerin auch nicht! Spätestens seit der Rücknahme des durch rot-grün eingeleiteten Atomausstiegs und der kurz darauf erfolgten Rücknahme des Ausstiegs-Ausstiegs kann ich sie nun wirklich nicht mehr ernst nehmen. Klare Standpunkte werden - so überhaupt vorhanden - sofort nach erscheinen von neuen Umfragen in windeseile verworfen und blitzschnell ins Gegenteil verdreht.

    Habe noch nie so sehr bei einer Wahl das Gefühl gehabt, zwischen Pest und Cholera wählen zu müssen, den für mich sind beide unwählbar.

  • Mal kurz off topic...
    Ich habe gestern "gewahlkämpft": da hatte doch tatsächlich jemand 3 Plakate der NPD auf eine Littfaßsäule gepappt. 2 konnte ich so abreißen, das 3. hingegen war nicht abzubekommen. Lösung: mit altem "Hello Kitty"-Geschenkpapier überklebt. :mrgreen:

  • Mal kurz off topic...
    Ich habe gestern "gewahlkämpft": da hatte doch tatsächlich jemand 3 Plakate der NPD auf eine Littfaßsäule gepappt. 2 konnte ich so abreißen, das 3. hingegen war nicht abzubekommen. Lösung: mit altem "Hello Kitty"-Geschenkpapier überklebt. :mrgreen:

    Auch wenn es (wohl) ne Straftat ist. Absolut Top-Aktion.:thup::thup::thup::thup::thup::thup::thup::thup::thup:

  • Mal kurz off topic...
    Ich habe gestern "gewahlkämpft": da hatte doch tatsächlich jemand 3 Plakate der NPD auf eine Littfaßsäule gepappt. 2 konnte ich so abreißen, das 3. hingegen war nicht abzubekommen. Lösung: mit altem "Hello Kitty"-Geschenkpapier überklebt. :mrgreen:

    Was mich etwas überrascht: wieso zur Hölle hast Du Hello Kitty Geschenkpapier zu hause? ;) Nenene, geile Aktion!

  • Habe noch nie so sehr bei einer Wahl das Gefühl gehabt, zwischen Pest und Cholera wählen zu müssen, den für mich sind beide unwählbar.

    Wir müssen aufpassen, dass wir uns hier nicht falsch verstehen: Ich will Steinbrück gar nicht kritisieren. Ich finde es im Gegenteil eher richtig, was er macht.

    Kritisieren will ich zwei Sachen und die harmlosere dabei ist, dass die "Steinbrück-Fans" ihn oft für etwas loben, was er gar nicht ist oder macht. Nun ja, das gibt es überall.

    Viel problematischer scheint mir die naiv-romantische Vorstellung von Politik zu sein, die die Kritiker von Steinbrück oder Merkel haben und die sie zum Maßstab ihrer Kritik machen.
    Was hätte Steinbrück denn machen sollen? Klare Kante zeigen und lockere Sprüche reißen, bis sein Wahlkampf nur noch als Witzveranstaltung wahrgenommen worden wäre? Damit hätte er vielleicht eine begeisterte Gruppe von Steinbrück-Fans geschaffen - die aber kaum über 20% hinaus gekommen wäre. Damit gewinnt man keine Wahlen, sondern verliert sie. Das gilt für Merkel natürlich auch.

    Und was hätte Merkel z.B. bei Atomausstieg machen sollen? Eisern an einem Ziel festhalten auch wenn man weiß, dass man gegen das Volk regiert und damit nichts außer dem eigenen politischen Niedergang provoziert? In der Politik geht's doch nicht darum, heroisch mit dem eigenen Schiff unterzugehen. Was wäre damit gewonnen? Das Problem liegt für mich an der Stelle nicht bei den Politikern, sondern bei den Kritikern, die mE unrealistische Vorstellungen haben.

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    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (4. August 2013 um 16:29)

  • Wir müssen aufpassen, dass wir uns hier nicht falsch verstehen: Ich will Steinbrück gar nicht kritisieren. Ich finde es im Gegenteil eher richtig, was er macht.

    Kritisieren will ich zwei Sachen und die harmlosere dabei ist, dass die "Steinbrück-Fans" ihn oft für etwas loben, was er gar nicht ist oder macht. Nun ja, das gibt es überall.

    Viel problematischer scheint mir die naiv-romantische Vorstellung von Politik zu sein, die die Kritiker von Steinbrück oder Merkel haben und die sie zum Maßstab ihrer Kritik machen.
    Was hätte Steinbrück denn machen sollen? Klare Kante zeigen und lockere Sprüche reißen, bis sein Wahlkampf nur noch als Witzveranstaltung wahrgenommen worden wäre? Damit hätte er vielleicht eine begeisterte Gruppe von Steinbrück-Fans geschaffen - die aber kaum über 20% hinaus gekommen wäre. Damit gewinnt man keine Wahlen, sondern verliert sie. Das gilt für Merkel natürlich auch.

    Und was hätte Merkel z.B. bei Atomausstieg machen sollen? Eisern an einem Ziel festhalten auch wenn man weiß, dass man gegen das Volk regiert und damit nichts außer dem eigenen politischen Niedergang provoziert? In der Politik geht's doch nicht darum, heroisch mit dem eigenen Schiff unterzugehen. Was wäre damit gewonnen? Das Problem liegt für mich an der Stelle nicht bei den Politikern, sondern bei den Kritikern, die mE unrealistische Vorstellungen haben.

    Ich frag mich, ob es für Steinbrück nicht schon viel zu späte ist, weit über die 20% zu kommen! :)

    Wir haben da ein gänzlich anderes Verständnis von Politikern! In meinen Augen sollen sie das tun, was ihrer Meinung nach der richtige Weg für ein Land ist. Dazu müßte man allerdings wissen, in welche Richtung man geht. Das sehe ich eben bei beiden nicht.


  • Und was hätte Merkel z.B. bei Atomausstieg machen sollen? Eisern an einem Ziel festhalten auch wenn man weiß, dass man gegen das Volk regiert und damit nichts außer dem eigenen politischen Niedergang provoziert? In der Politik geht's doch nicht darum, heroisch mit dem eigenen Schiff unterzugehen. Was wäre damit gewonnen? Das Problem liegt für mich an der Stelle nicht bei den Politikern, sondern bei den Kritikern, die mE unrealistische Vorstellungen haben.

    Einerseits kann ich gut nachvollziehen, dass der jeweilige Politiker an der Macht bleiben bzw. an die Macht kommen will. Man wird nicht Politiker, um Opposition zu betreiben, sondern um selbst etwas zu gestalten - und dazu benötigt man Macht.

    Ich gestehe Frau Merkel auch zu, dass sie unter diesem Blickwinkel eine außerordentlich clevere Form der Politik betreibt. Mit jeder konkreten Aussage läuft man Gefahr anzuecken, sofern die Mehrheitsmeinung nicht schon feststeht. Also bleibt man am besten schön vage. Das versuchen viele, aber kaum jemand hat das so perfektioniert wie unsere Bundeskanzlerin. Im Grunde war das Thema "Kernenergie" ihre letzte "klare Kante" - und da gab's die Rolle rückwärts.

    Allerdings ist es schwierig, sich da als Wähler mit einem bestimmten Politikangebot zu identifizieren. Ich empfinde es als sehr frustrierend, die Auswahl zu haben zwischen Politikangeboten, deren Inhalte ich im Wesentlichen ablehne, und weitgehend inhaltsleeren Politikangeboten.

  • Allerdings ist es schwierig, sich da als Wähler mit einem bestimmten Politikangebot zu identifizieren. Ich empfinde es als sehr frustrierend, die Auswahl zu haben zwischen Politikangeboten, deren Inhalte ich im Wesentlichen ablehne, und weitgehend inhaltsleeren Politikangeboten.

    Ich kann das gut nachvollziehen, aber die Frage ist doch, wer daran die Schuld trägt: die Politiker oder wir, die Wähler?

    Wir beklagen, dass die Politiker nicht genug "klare Kante" zeigen, also nicht sehr konkret in ihren Aussagen sind. Gleichzeitig sinkt unsere Zustimmung zu Politikern, je konkreter sie in ihren Aussagen sind, weil dann immer klarer wird, dass sie nicht genau unsere Meinung vertreten. Das ist ja auch völlig logisch, weil ein Politiker unmöglich die Meinungen verschiedener Wähler vertreten kann. Die Erwartungshaltung ist also unrealistisch.

    Da die Wähler aber nicht bereit sind, von diesen unrealistschen Vorstellungen abzurücken, müssen sich die Politiker nach uns richten und das heißt, Inhalte vage halten. Wir Wähler erzwingen dieses Vorgehen, beklagen aber, dass sich die Politiker diesem Druck beugen. Das scheint mir nicht besonders rational zu sein.

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  • Wir haben da ein gänzlich anderes Verständnis von Politikern! In meinen Augen sollen sie das tun, was ihrer Meinung nach der richtige Weg für ein Land ist.

    Das klingt natürlich schön, nur was genau soll das denn heißen?

    Ich bin mir ganz sicher, dass Merkel genau das getan hat, nämlich zu schauen, was das beste für das Land ist. Das wird aus ihrer Sicht gewesen sein, dass es besser ist, dass sie ein Ziel opfert und damit dafür sorgt, dass sie im Amt bleibt (und nicht eine aus ihrer Sicht schlechtere Partei ins Amt kommt, was Deutschland schaden würde) und dass sie andere wichtige Ziele verwirklichen kann, damit Deutschland aus ihrer Sicht voran kommt.

    Was genau ist also der Vorwurf an sie?

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  • Das klingt natürlich schön, nur was genau soll das denn heißen?

    Ich bin mir ganz sicher, dass Merkel genau das getan hat, nämlich zu schauen, was das beste für das Land ist. Das wird aus ihrer Sicht gewesen sein, dass es besser ist, dass sie ein Ziel opfert und damit dafür sorgt, dass sie im Amt bleibt (und nicht eine aus ihrer Sicht schlechtere Partei ins Amt kommt, was Deutschland schaden würde) und dass sie andere wichtige Ziele verwirklichen kann, damit Deutschland aus ihrer Sicht voran kommt.

    Was genau ist also der Vorwurf an sie?

    Sie ist an einem Tag der Meinung, ohne Atomkraft kommen wir hier nicht weiter. Am nächsten Morgen wacht sie auf und nimmt alle Kernkraftwerke vom Netz und sorgt auch dafür, das sie nicht wieder angeschaltet werden.

    Welche Meinung hat sie denn jetzt? :) Ich hab mal über ihre Vorgänger diesbezüglich nachgedacht, an ein ähnliches Wendehalsverhalten kann ich mich bei keinem davon erinnern.

  • Sie ist an einem Tag der Meinung, ohne Atomkraft kommen wir hier nicht weiter. Am nächsten Morgen wacht sie auf und nimmt alle Kernkraftwerke vom Netz und sorgt auch dafür, das sie nicht wieder angeschaltet werden.

    Welche Meinung hat sie denn jetzt? :) Ich hab mal über ihre Vorgänger diesbezüglich nachgedacht, an ein ähnliches Wendehalsverhalten kann ich mich bei keinem davon erinnern.

    Schon mal überlegt, dass in der Nacht ein vermeintlich sicheres AKW hochgegangen ist?
    Das wäre zumindest als Entscheidungsgrundlage verständlich.

    Ich hätte in der Situation auch anders gehandelt als sie, aber die Kehrtwende kam ja nicht aus einer Laune heraus

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Schon mal überlegt, dass in der Nacht ein vermeintlich sicheres AKW hochgegangen ist?
    Das wäre zumindest als Entscheidungsgrundlage verständlich.

    Ich hätte in der Situation auch anders gehandelt als sie, aber die Kehrtwende kam ja nicht aus einer Laune heraus

    Nun ja ihre Argumentationsgrundlage war ja immer: Unsere AKWS sind die sichersten der Welt.

    Nach dem GAU wollte die Mehrheit (und damit meine ich nicht 51,1 % gegen die kann man so was durchziehen) sondern mehr als 2/3 den Ausstieg. Um sich politisch die Machtoption zu erhalten war der Austieg nötig. Nicht mehr und nicht weniger.

    #FIREJOSEPH